Wie vermeide ich Entscheidungen
Autor: Egon Körner, Sr. Consultant
Wie vermeidet man Entscheidungen?
Holly Green, eine amerikanische Unternehmensberaterin, Autorin, Rednerin, Unternehmensgründerin und zeitweise Präsidentin von The Ken Blanchard Company, hat am 6. September 2012 einen spöttischen Artikel im Internet veröffentlicht, in dem typische Verhaltensmuster im Management dargestellt werden, um Entscheidungen zu vermeiden. Sie spricht von „Dodgeball“, also Völkerball. So wie man beim Völkerball dem Ball ausweicht, versucht man, wo man nur kann, den nötigen Entscheidungen auszuweichen. Leider findet man den Artikel nicht mehr im Internet.
Vermeidungsreflexe
Seit ich diesen Beitrag von Holly Green damals entdeckt habe, begleitet er mich. Bei so manchen täglichen Diskussionen, Meetings oder Business-Case-Betrachtungen treffe ich die von der Autorin dargestellten Vermeidungsreflexe an.
Ich versuche diese Reflexe im nachfolgenden Text aus dem Englischen zu übertragen. Lesen Sie selbst. Es klingt lustig, ist aber durchaus erlebter Alltag. – Finde ich.
1. Uns fehlen Daten
Man sagt, man hat nicht genug Daten. So werden mehr und mehr Informationen gesammelt, um Entscheidungen zu verzögern.
2. Es ist nicht mein Fehler
Man sucht nach Sündenböcken für Vergangenes und weiß, was man hätte besser machen können, trifft aber keine aktuelle Entscheidung. Die Liste der Schuldigen kann sehr lange sein.
3. Man spielt den Ball nach oben
Das Thema wird nach oben eskaliert. „Wir brauchen eine Management-Entscheidung.“
4. Man steckt die Köpfe zusammen (und tut nichts)
Es finden stundenlange Meetings statt. Alle haben ein gutes Gefühl. Es werden keine Entscheidungen getroffen.
5. Erdbeer- oder Schokoladeneis?
Man schwebt zwischen zwei sehr klar umrissenen Optionen, findet jedoch keine Lösung.
6. Die „Ja, aber …“-Sager
Es werden zwar Entscheidungen getroffen, doch dann treten die „Ja-Abers“ auf den Plan.
7. Riskantes Geschäft
Man ist risikoscheu und möchte keine neuen Wege gehen. „Das kann man so nicht machen!“ „Niemand macht das so!“ Diesen Vermeidungsreflex trifft man auf allen hierarchischen Ebenen an.
8. Die selbstkritischen „Ja-Abers“
Diese „Ja-Abers“ trifft man in Firmen, die falsche Entscheidungen bestrafen. Die Manager stellen ihre eigenen Entscheidungen bereits vor der Umsetzung in Frage. Sie stellen sicher, dass niemand sie anzählen kann.
9. Der Telefonjoker
Wenn man die Entscheidung nicht treffen möchte, holt man sich einen externen Berater. Und wenn sich die Entscheidung als falsch herausstellt, ist man aus dem Schneider.
10. „Da bin ich nicht zuständig”
Diese Entscheidungsvermeidung ist insbesondere in großen und hierarchischen Firmen vielleicht die am meisten Verbreitete. Man führt gute Gründe an, weshalb man in seiner Rolle oder Position diese Entscheidung nicht treffen kann oder darf.
Gut, wenn man auf diese Reflexe vorbereitet ist, und am Ende zu guten und schnellen Entscheidungen kommt. Es zahlt sich aus.
Wer sich einen Spaß erlauben möchte, kann die Liste der 10 Vermeidungsreflexe mit in die nächsten Besprechungen nehmen und für jeden wiedererkannten Reflex einen Strich machen. Viel Vergnügen!
Egon Körner, Senior Consultant der sapiens42 GmbH